Die 10 wichtigsten Tipps für einen geschlechtergerechten Schreib- und Sprachstil

Die Frauenquote ist auf dem Weg – die Sprache hinkt gewaltig hinterher

Laut neuester Veröffentlichung des Arbeitgeberverbandes BDA zur Steigerung des Anteils der Frauen in Spitzenpositionen, nicht nur von DAX-Unternehmen, gibt es positive Tendenzen. Dennoch sind die selbst gesteckten Ziele für mehr Frauen in Führungsgremien längst nicht erreicht. Vermutlich werden dadurch Bestrebungen verstärkt, verbindliche Zielvorgaben zu erarbeiten. Völlig unabhängig davon, wann mit welcher Quote solches kommt und ob die Meinungen über die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen auseinandergehen, ist eines Fakt: In der Sprache gibt es noch reichlich Nachholbedarf, was die Präsenz von Frauen angeht.

 

Zwar hat sich dazu in der letzten Zeit schon einiges entwickelt. So ist es selbstverständlich geworden, „Frau Bundeskanzlerin", Frau Ministerin", „Frau Bischöfin", „Frau Professorin" oder „Frau Direktorin" zu sagen und weitere weibliche Anreden zu verwenden. Selbst die Titulierung „Frau Doktorin" ist inzwischen weniger fremd als noch vor einigen Jahren. Doch die Zahl derer, die meinen, das alles sei doch lediglich ein völlig überflüssiger Geschlechterkampf in Wort und Schrift, istnach wie vor groß. Denjenigen sei ans Herz gelegt: Es geht eher um das genaue Gegenteil – um friedliche Koexistenz von weiblichen und männlichen Formen. Dazu kommt: Die Sprache wird klarer und jeder Mensch fühlt sich direkt angesprochen.

 

Bestrebungen, in aus Frauen wie Männern zusammengesetzten Gruppen auf ausschließlich weibliche Diktion zurückzugreifen, etwa in Grundordnungen, erfüllen dieses Kriterium nicht. Sie sind den Männern gegenüber unhöflich. Mögliche Erklärungen für eine solche Entscheidung, etwa, dass Schrägstrichversionen und Doppelungen lese-unfreundlich seien – was unbestritten stimmt –, sind fehl am Platz. Der Grund: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, einen Text ohne (innen), /-innen oder ständige Wiederholungen wie „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" so zu gestalten, dass er gut lesbar ist und dennoch beiden Geschlechtern die Präsenz und damit die notwendige Wertschätzung zuerkennt. Dazu hier einige Tipps:

 

Die 10 wichtigsten Tipps für einen geschlechtergerechten Schreib- und Sprachstil

 

1. Beweisen Sie Frauen wie Männern Ihre Wertschätzung, indem Sie beide Geschlechter sprachlich erscheinen lassen.

 

2. Vermeiden Sie Übertreibungen und Fehler. Wortschöpfungen wie „Menschin", „Kasperin", „Mitgliederin" oder „Kinderinnen" sind schlechtes Deutsch.

 

3. Wählen Sie in schriftlichen Anreden stets die ausgeschriebenen Doppelformen. Statt zum Beispiel: „Sehr geehrte/r Kunde/in" – was zusätzlich ein Duden-Fehler wäre – besser: „Sehr geehrte Kundin, sehr geehrter Kunde". Die Zweifach-Nennung ist auch bei mündlichen Anreden die wertschätzendste Form, etwa: „Liebe Mitarbeiterinnen und liebe Mitarbeiter."

 

4. Entscheiden Sie sich am besten überhaupt nur in Ausnahmefällen für Schrägstrich- oder Klammerversionen, etwa bei Platzmangel in Tabellen.

 

5. Verwenden Sie so oft es geht geschlechtsübergreifende Begriffe. Beispiele: Angestellte, Team/Teammitglied, Belegschaft/Belegschaftsmitglied, Beschäftigte, Betriebsangehörige, Fachkraft statt „der/die Mitarbeiter". Vorgesetzte, Führungskraft, Führungspersonen statt „der Chef" oder „Manager".

 

6. Setzen Sie soweit möglich Verlaufsformen ein. Beispiele: Studierende, Gastgebende, Interessierte, Mitarbeitende statt Studenten, Gastgeber, Interessenten, Mitarbeiter.

 

7. Weichen Sie auf Wörter wie Mensch, Person, Individuum, Gegenüber aus, um geschlechtergerecht zu formulieren.

 

8. Integrieren Sie weibliche Formen, indem Sie „die oder der" nutzen. Besonders einfach ist das bei Personenbezeichnungen, die aus Adjektiven und Partizipien abgeleitet sind, wie: die oder der Betroffene, Kranke, andere, Schnellste, Jugendliche, Ältere, Jüngste, Tüchtigste.

 

9. Greifen Sie dort, wo es ohne Sinnentstellung möglich ist, auf Plural anstelle von Singular zurück. Beispiele: „Erwachsene sollten wissen …" statt „Der Erwachsene sollte …" „Reisende sind gut beraten, wenn …" statt „Der Reisende ist gut …" „Geschädigte wenden sich, bitte, an ihre Versicherung mit …" statt: „Der Geschädigte wende sich …"

 

10. Umgehen Sie sprachliche Fettnäpfchen wie „weibliche Mitarbeiter". Was, bitte, soll man sich darunter (oder etwa unter einem „weiblichen" Fahrer/Kunden/Chef) vorstellen? Sind das Männer, die feminine Züge aufweisen, sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen haben oder in Frauenkleidung daherkommen? Auch Formulierungen wie: „Sie war der erste weibliche Minister" sollten – das steht sogar in einem Duden – vermieden werden. Ebenfalls unsinnig sind Kombinationen wie „Frauen und ihre männlichen Kollegen sind gleichermaßen …", „Frauen sollen männlichen Bewerbern gegenüber …"Sinnvoll sind solche Zusätze nur dann, wenn ein geschlechtsneutrales Wort folgt. Beispiele: „weiblicher Fan", „männliche Jugendliche", „weibliche Person", „männlicher Stargast".

 

Aktuelle Pressemeldung AUI, Juni 2014